Donnerstag, 13. August 2015

Kurpfuscher und Scharlatane 

Wie man die Verzweiflung und Hoffnung von Patienten und Angehörigen auf Heilung ausnutzt

 
Wer kann es einer Mutter verdenken? Über mehr als 30 Jahre pflegt und umsorgt sie ihren schwerbehinderten, im Rollstuhl sitzenden Sohn. Ärzte haben ihn nicht aufgegeben, sehen aber keine medizinisch begründete Hoffnung auf Besserung oder gar Heilung.

Von Bekannten oder Freunden bekommt die Mutter den Hinweis, es vielleicht mal mit alternativen Heilmethoden zu probieren. Eine Heilpraktikerin erziele damit gute Ergebnisse.

Einmal war die Mutter daraufhin bei dieser Heilpraktikerin zum Gepräch. Ohne den Sohn! Dennoch rechnete die "Helferin" regelmäßig und monatlich Beratungen / Behandlungen in dreistelliger Höhe ab.
Als sich bei ihrem Sohn keine Besserung des Gesundheitszustandes einstellte, kündigte die Mutter den "Behandlungsvertrag" und fragte mich, ob man das zum Teil gezahlte Geld wieder erstattet bekommen könnte.

Da die Rechnungspositionen mit der Bezeichnung "Beratung" nicht umfassend, aber abschießend beschrieben waren, verlangte ich von der Heilpraktikerin Aufklärung über die "Art und Weise", Inhalt und Umfang der abgerechneten Behandlungen.

Als Antwort bekam ich dies:
Aufgrund einer persönlichen schweren Erkankung habe ich im Laufe der letzten 30 Jahre eine persönliche Therapieform entwickelt, die ich als energetische Umwandlungstherapie bezeichne.
Energiearbeit zu beschreiben ist schwer. lch versuche es mit Max Planck, der 1905 in Bologna einen Vortrag hielt: "Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält. Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft, noch eine ewige Kraft gibt, [...], so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche - denn Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre!"
Max Planck führt es noch weiter aus und spricht dann von Gott! Mit dieser Gotteskraft arbeite ich.
Konket sieht es so aus: Der Patient hat ein Problem mit seinem linken Bein. Ich versuche zu erspüren, in einer Art Meditation, wo welche Funktionen des Beins gestört sind. Dann folgt ein längeres Gebet, in dem ich seine Seele anspreche und anschließend schreibe ich handschriftlich eine Art Programmierung für Körper - Seele - Geist. Zum Abschluss kommt noch einmal ein Gebet Das alles nimmt 1 Stunde bis 1,5 Stunden Zeit in Anspruch. Es umfasst jeweils einzelne Funktionsstörungen. Meine Gotteskraft reicht nicht aus, um einen ganzen Körper in einem Arbeitsgang zu regenerieren.

Na, das ist aber schade, dass ihre Gotteskraft nicht für die Heilung in einem Arbeitsgang ausreicht. Ist ja auch finanziell lukrativer, wenn man möglichst viele Arbeitsgänge bis zur Wunderheilung mit Gesundbeten benötigt.

Mal sehen, ob die Staatsanwaltschaft und das Gericht diesem Hokuspokus einen strafrechtliches Ende setzt und verhindert, dass zukünftig die Hoffnungen und Erwartungen von Patienten und deren Angehörigen weiter mit Füßen getreten und zur Abzocke mißbraucht werden.

(c) RA Kai Hertweck, Wolfenbütteler Str. 79, 38102 Braunschweig - Für Notfälle: 0160/4365564
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen